Zurück zur Realität

Nach mittlerweile sieben Wochen gibt es heute ein großes Update zu meiner Partellafraktur und allem drum herum.

Physio

Seit letzter Woche bin ich endlich in Behandlung beim Physiotherapeuten. Der war ziemlich zufrieden mit meinem Knie und hat direkt mit 45 Grad passiver Bewegung begonnen, anstelle der vom Orthopäden anvisierten 30 Grad.
Heute standen dann die ersten Anspannungsübungen an und ich durfte zum ersten Mal seit bald zwei Monaten mein Bein selbstständig 90 Grad anwinkeln! Natürlich ging das nicht ganz schmerzfrei, da alles, aber besonders die Kniekehle, mittlerweile richtig eingerostet ist.
Nach dem Besuch beim Physio durften wir dann die Orthese auf 60 Grad stellen. Das fühlt sich deutlich besser und natürlicher an als die vorherigen 30 Grad.

Bis Ende Oktober habe ich jetzt noch jede Woche mindestens einen Physiotermin. Ich bin gespannt, was mich da noch alles erwartet.

Bewegung

Seit ich die Orthese trage, habe ich Stück für Stück versucht mein tägliches Bewegungspensum zu erhöhen. So habe ich mich von knapp 800 Schritten Tagesdurchschnitt auf mittlerweile über 4.000 Schritte hochgekämpft. Das ging alles ohne größere Probleme, bis ich am Mittwoch die Idee hatte spazieren zu gehen.

Am Tag davor hatte ich im Garten ein paar Runden gedreht, weswegen ich am Abend auf über 3.000 Schritte kam. Nach diesem Ergebnis wollte ich am nächsten Tag versuchen, einen kleinen Spaziergang zu absolvieren. So verließ ich also voller Optimismus mit meinem Lieblingspodcast im Ohr das Haus. Die neue Freiheit einsaugend, schlug ich den Weg zu einem nahegelegenen Feldweg ein, den ich aber nie erreichen sollte.

Nach circa 150 Metern schoss mir ein stechender Schmerz ins Knie, der mich erschrocken zum Anhalten zwang. Ich konnte mir das plötzlich auftretende Stechen nicht erklären und machte mich langsam und besorgt auf den Rückweg. Wie besessen überlegte ich, was ich wohl falsch gemacht haben könnte und ob ich nun bleibenden Schaden verursacht hatte. Und das, obwohl die Genesung schon so weit fortgeschritten war!

Anders als sonst, hatte ich an diesem Tag die Orthese über der Hose angezogen. Das habe ich schon etliche Male bei anderen verletzten Sportlern gesehen, doch da ich dies zuvor nie selbst ausprobiert hatte, befürchtete ich, dass dies der Auslöser der Schmerzen war.

Beim Physio stellte sich dieses Zwicken als normale Beschwerden heraus. Das Gewebe muss sich nach einer solchen Verletzung erst wieder an die Belastungen gewöhnen und reagiert deshalb relativ schnell mit einem Schmerzimpuls. Kein Grund zur Sorge also!
So entschied ich mich heute, einen weiteren Versuch zu wagen, der diesmal ohne Schmerzen gelang! 1,3 Kilometer konnte ich so absolvieren. Das hätte sich vor einigen Wochen noch nicht nach viel angehört, doch momentan fühlt es sich nach einer größeren Leistung an als mein Marathon.

Ich bin froh, dass ich endlich wieder in Bewegung komme und mich wieder ein wenig an der frischen Luft bewegen kann.

Arbeit

Da ich nun mit dem neu eingestellten Winkel der Orthese einigermaßen normal sitzen, und diese am Schreibtisch sogar ablegen kann, werde ich nächste Woche wieder mit dem Arbeiten beginnen. Ich bin gespannt, wie der Einstieg nach einer derart langen Pause laufen wird und ob ich direkt 40 Stunden Arbeit aushalte.

Auch wenn damit wieder ein Stück der alten Routine zurückkehrt, habe ich nicht vor, alles, was ich mir die letzten Wochen angeeignet habe, über Board zu werfen. Ich habe es durch die Auszeit endlich geschafft mir eine Schreibroutine anzueignen, diese will ich auf keinen Fall mehr verlieren.

Schreiben

Wie oben bereits erwähnt, habe ich durch die lange Pause einen neuen Zugang zur schreibenden Kunst gefunden. Auch, wenn ich das, was ich da fabriziere, nicht immer als solche bezeichnen würde.

Ich hatte in einigen Post bereits erwähnt, dass ich an einem Text für eine Anthologie Ausschreibung gearbeitet habe. Leider kam zwei Tage vor Ende der Einsendefrist eine Nachricht des Verlags, dass die Textsammlung ersatzlos gestrichen wird. Nach anfänglicher Enttäuschung machte ich mich rasch auf die Suche nach anderen Verwendungszwecken und wurde fündig! Story.One hatte für denselben Zeitraum eine Ausschreibung für den „Young Storyteller Award“ laufen. Bei diesem Format erstellen die Teilnehmer 12-17 sogenannte „Stories“, die jeweils drei Buchseiten umfassen. Diese Stories werden anschließend in einem Buch zusammengefasst, welches nach Gestaltung des Covers, Erstellung des Klappentextes und der Autorenbiografie kostenlos veröffentlicht werden kann. Im Anschluss erhalten die Autoren ein kostenloses Exemplar ihres Werkes, welches bald darauf auf Thalia in den Handel geht.

Kurzentschlossen nahm ich an dieser Ausschreibung teil und bin nun keine unveröffentlichte Autorin mehr. Mein Buch gibt es als Printausgabe bei Thalia und Amazon zu kaufen. Das eBook habe ich im Nachgang über epubli publiziert, von ihnen wird es über Amazon, Weltbild und viele weitere Seiten vertreiben.

In dem Buch geht es um eine Crew aus genetisch modifizierten Katzen, den Nauticats, welche in der Tiefsee auf der Suche nach geeignetem Lebensraum für die Menschen einer dystopischen Zukunft sind. Nach dem Fehlschlag der vorherigen Mission steht bei diesem letzten Versuch das Leben der Menschheit und das der Nauticats auf dem Spiel.

Hier findet ihr die wichtigsten Links zu meinem Buch:

Es würde mich freuen, wenn ihr vorbeischaut!


Das waren erstmal die wichtigsten Neuigkeiten zu mir. Ich bin gespannt, was die nächsten Tage und Wochen bringen werden.

Vielen Dank fürs Lesen!

Huch, was ist denn das?

Veränderungen von Körper und Geist nach einer fünfwöchigen Ruhephase.

Bin das noch ich?

Wie zu erwarten war, hat das lange Herumliegen einige körperliche Folgen nach sich getragen.
Das sind die markantesten Auffälligkeiten, die ich an mir bemerkt habe:

  1. Muskelverlust
    Das ist wohl die offensichtlichste und erwartbarste Veränderung, die ich in den letzten Wochen erlebt habe. Etwas überraschend war dennoch, dass sich dieser Verlust nicht nur auf das rechte Bein beschränkt hat, sondern auch weitere Körperregionen heimgesucht hat. Unter anderem sind mein linkes Bein und mein Bauch davon betroffen.
  2. Gewicht
    Anders, als man vielleicht denken würde, kann ich hier keine Zunahme, sondern eine Abnahme von fast zwei Kilo verzeichnen. Damit habe ich tatsächlich eher nicht gerechnet.
  3. Körperfett
    Doch um den vorherigen Punkt nicht als Tipp zum Gewichtsverlust dastehen zu lassen, kommt hier gleich die Schattenseite, die Punkt eins und zwei vereint. Durch den Abbau der schwereren Muskeln, konnte ich zwar eine Gewichtsabnahme verzeichnen, allerdings hat sich dadurch auch mein Körperfettanteil deutlich erhöht. Meine Waage erkennt diese Veränderung zwar leider nicht, ich bemerke es aber selbst, vor allem an meinem Bauch.
  4. Rücken
    Da ich ein Mensch bin, der aufgrund seines Jobs und der Veranlagung (bzw. der Faulheit, etwas dagegen zu tun) sehr stark zu Rückenschmerzen neigt, habe ich erwartet, dass mir diese die Wochen des Liegens zur Hölle machen würden. Überraschenderweise war das nicht der Fall und ich kann bis heute ohne Probleme sitzen und liegen. Dafür bin ich unglaublich dankbar, denn sonst wären die Wochen noch unerträglicher geworden.

Wer bin ich?

Neben den körperlichen Veränderungen, konnte ich auch einige psychische, beziehungsweise mentale, Entwicklungen wahrnehmen.
Es folgen die vier größten Änderungen, die ich durchlebt habe:

  1. Antriebslosigkeit
    Da ich sonst ein Mensch bin, der sehr viel unterwegs ist und sich selten Ruhe gönnt, ist das eine der für mich unerwartetsten Veränderungen. In Woche eins übermannte mich noch eine grenzenlose Motivationsphase, in der ich einen 5.000 Wörter umfassenden Text für eine Ausschreibung geschrieben und diesen eingesendet habe. Ich habe Bücher bestellt und angefangen zu lesen. In meinen Vorstellungen wäre ich wohl die produktivste Verletzte der Welt geblieben.
    Doch leider änderte sich dies relativ schnell, und ich verfiel ab Woche zwei in ein noch immer anhaltendes, lähmendes Koma der Motivationslosigkeit. Ich kann mich kaum noch aufraffen Dinge zu tun, habe keine Lust nach draußen zu gehen (obwohl ich das durchaus kann) und verbrenne meine Gehirnzellen vor allen Bildschirmen, die sich mir darbieten. Auch, wenn ich dieser Entwicklung durch lesen und schreiben entgegenwirke, fülle ich dennoch einen Großteil des Tages mit sinnlosem Glotzen und belanglosem Scrollen. Ich hoffe, dass ich diese Eigenschaften nach dem Überwinden der Verletzung wieder ablegen kann. Denn so will ich auf keinen Fall bleiben.
  2. Belastungsgrenze
    Mit der Zeit bemerkte ich, dass ich deutlich schneller erschöpft und am Rande meiner mentalen Belastungsgrenze angekommen war. Besonders, wenn Mal Besuch da war, stellte sich relativ schnell eine sich eilig leerende soziale Batterie als Problem heraus. Es fiel und fällt mir schwer mich zu unterhalten und mich auf Unterhaltungen zu konzentrieren.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass dies eine Folge der Reizarmut der letzten Wochen sein könnte. Dennoch hoffe ich, dass ich die Grenze der mentalen Erschöpfung bald wieder etwas nach oben setzen kann.
  3. Druck und Stress
    Bei all dem Negativen möchte man meinen, dass es hier nichts positives zu verzeichnen gibt. Glücklicherweise ist das nicht der Fall! Eine der für mich wichtigsten Entwicklungen der letzten Wochen war der zunehmende Abfall von Druck und Stress, dem ich sonst ausgesetzt bin. Egal ob von der Arbeit oder der selbst gesetzten Trainingsziele, war ich immer einem gewissen, durchaus hohen Stresslevel ausgesetzt. Es gab für mich selten Momente zum Verschnaufen und zur Ruhe kommen.
    Da meine Verletzung mich nun dazu gezwungen hat, mich mit mir und meinem Alltag auseinanderzusetzen, konnte ich einige wichtige Erkenntnisse machen, die ich sonst vermutlich nie entdeckt hätte. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ich mich dadurch persönlich weiterentwickeln kann und werde und bin froh über diese Gelegenheit zur Selbstfindung.
  4. Dankbarkeit
    Der letzte und ebenfalls wichtige Punkt ist die Dankbarkeit. Durch diesen harten Reset erkannte ich noch einmal mehr, wie viele Dinge ich eigentlich als gegeben hinnehme. Anstatt dankbar zu sein, erwische ich mich häufig dabei, wie ich mich über Kleinigkeiten aufrege und dabei das große Ganze aus den Augen verliere. Ich will in Zukunft auch die kleinen Erfolge feiern und dabei nie vergessen, wie glücklich ich mich schätzen kann all die Dinge zu tun, mit denen ich mein Leben größtenteils fülle. Es ist nicht selbstverständlich gesund zu sein und einen Körper zu haben, der einen bis an den Rand der Belastungsgrenzen und darüber hinaus unterstützt.

Fazit

Man kann sagen, dass mir die Verletzung vor allem mental extrem weitergeholfen hat. Ich hätte viele Erkenntnisse wohl nicht gemacht, wenn ich nicht fünf Wochen lang beinahe ausschließlich mit mir selbst beschäftigt gewesen wäre. Dadurch entstand unter anderem auch der sportliche Plan für nächstes Jahr, in den ich euch bald einweihen möchte.
Es ist zwar möglich, negativen Situationen etwas positives abzugewinnen, dennoch möchte ich das ganze nicht romantisieren und ich bin froh, wenn ich dieses Kapitel endlich hinter mir lassen kann. Hoffentlich hilft mir das alles weiter und ich kann gestärkt aus der Verletzung hervorgehen.

Vielen Dank fürs Lesen!

Vom Liegen zu 30 Grad biegen

Hallo ihr Lieben!
Ich melde mich mit einem kleinen Update zu meiner Verletzung.

Der Heilungsprozess

Heute stand endlich der nächste Termin zum Röntgen an. Ich habe diesem Ereignis mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung entgegen gesehen. Das Ergebnis des Termins war leider alles andere als motivierend.
Doch zuerst das Gute: Der Bruch ist weiter stabil und sieht gut aus. Langsam beginnt sich auch der Riss zu schließen.

Des Weiteren bekomme ich ab übernächster Woche eine Orthese, mit der ich mein Bein dann 30 Grad biegen darf. Der Winkel wird alle zwei Wochen um 30 Grad erhöht, bis wir schließlich bei 90 Grad angelangen. Danach kann die Orthese weggelassen werden.
Das heißt, dass ich noch mindestens 6 Wochen weitestgehend lahmgelegt bin und vermutlich erst ab da wieder mit Sport beginnen kann. Die Geduldsprobe ist also noch lange nicht am Ende. Eins ist jedoch sicher – Den Altmühltrail und die Donaurun.eco Trophy kann ich hiermit ein für allemal abschreiben.

Wie geht es also weiter?

Die nächste Woche werde ich, wie auch die letzten fünf Wochen, weiter auf dem Sofa verbringen. Sobald es möglich ist, werde ich aber versuchen wenigstens wieder ein wenig spazieren zu gehen. Auf diese Art könnte ich zumindest Mal wieder aus dem Haus kommen und den eingerosteten Kadaver ein wenig bewegen.

Bis das möglich ist, verbringe ich viel Zeit auf YouTube, mit dem Lesen, mit der PlayStation oder mit dem Schreiben. Ich habe vor Kurzem den Ratgeber „Schriftsteller werden“ von Dorothea Brande gelesen und setze die dort genannten Tipps und Tricks um. Wenn ihr wollt, kann ich euch gerne Mal mitnehmen, woran ich da gerade so arbeite. Lasst es mich einfach in den Kommentaren oder über Instagram wissen!


Leider gibt es an dieser Stelle erstmal nicht viel mehr zu erzählen.
In meinem nächsten Blogpost würde ich euch gerne meine Pläne für das Jahr 2025 offenbaren. Ich bin gespannt, was ihr dazu sagen werdet!

Bis dahin wünsche ich euch eine schöne Zeit. Danke fürs Lesen!

Geduldsprobe

8 Tage nach meinem Unfall beim Gletscher Trail möchte ich euch heute ein Update geben. Viel Spaß beim Lesen!

Der erste Arztbesuch in Deutschland

Auf den Arztbesuch in Österreich stand am Montag dann der erste Termin in der Heimat an. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fanden wir schließlich einen freien Zeitslot bei meinem Orthopäden. Dort stellte ich mich vor und erhielt neue, deutlich ernüchterndere Aussichten.

  • Der Arzt rechnete damit, dass ich frühestens in 6 Wochen überhaupt wieder Belastung auf den Fuß geben darf
  • Mit Physiotherapie können wir vermutlich erst in 4 Wochen anfangen

Das unterschied sich doch deutlich von dem, was mir in Österreich vermittelt worden war. Extrem gefrustet verließen wir dann am Montag die Praxis und machten uns mit einer großen Packung Thrombosespritzen und neuem Schmerzmittel auf den Weg Nachhause.

Am Freitag stand dann ein weiterer Kontrolltermin beim Orthopäden an. Nochmal röntgen, um sicherzugehen, dass sich die Bruchstücke nicht verschoben haben. Ich hatte wirklich Sorge, dass ich am Ende doch eine Operation benötigen würde und war sehr nervös.

Nachdem die Röntgenbilder gemacht waren, stellte sich heraus, dass sich der Abstand der Bruchstücke ein wenig vergrößert hatte. Der Arzt versicherte mir, dass die Verschiebung noch in Ordnung war, ich aber mehr aufpassen solle. Keine Belastung des Beins, kein Anspannen des Oberschenkels und möglichst wenig Bewegung.

Wir vereinbarten einen weiteren Kontrolltermin für den 23. August. Falls sich bis dahin alles gut entwickelt, kann mit der Physio, 10kg Belastung und 30° passiver Bewegung gestartet werden.

Vom Trailmarathon zum Serienmarathon

Was macht man jetzt also mit der ganzen gewonnenen Freizeit?

Für mich war klar, dass Arbeiten erstmal nicht zur Debatte stand. Ich hätte zwar die Möglichkeit von Zuhause zu arbeiten, das macht allerdings im Liegen auf der Couch wenig Sinn. Außerdem halten mich die Schmerzen sehr gut in Schach, da kann ich einen weiteren Stressfaktor gerade nicht gebrauchen.

Stattdessen verbringe ich aktuell sehr viel Zeit vor dem Fernseher. Dazu habe ich wieder mit dem Schreiben angefangen und widme mich einem Text für eine Ausschreibung. Ich bin also halbwegs beschäftigt, allerdings wäre ich ohne meinen Freund komplett aufgeschmissen. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie eingeschränkt man auf Krücken ist. Da ist man auf helfende Hände und Kreativität angewiesen!

Was bedeutet das für den Rest der Saison?

Mir fällt es momentan sehr schwer einzuschätzen, wie lange der gesamte Rehabilitierungsprozess dauern wird. Ich traue mich gar nicht zu fragen, wann ich wieder mit dem Laufen oder anderem Sport beginnen kann.

Glücklicherweise waren im August und September erstmal keine weiteren Läufe geplant. Die nächsten Veranstaltungen, zu denen ich mich bereits angemeldet habe, sind die Donaurun eco.Trophy und der Altmühltrail. Beide finden Ende Oktober statt und ich hoffe inständig, dass ich zumindest beim Altmühltrail teilnehmen kann. Ich würde die Saison ungern mit einem solchen Erlebnis beenden. Aber wer weiß wie lange es dauern wird, sich von dieser Partellafraktur zu erholen.

Ich halte euch auf jeden Fall auf dem Laufenden und bin gespannt, wie es mir weiter ergehen wird.

Im Würgegriff der Cut Off Zeit

Der Wettkampf ist vorbei und ich kann euch schonmal sagen, dass es anders lief, als ich es mir vorgestellt hätte. Was das heißt erfahrt ihr im untenstehenden Racebericht. Viel Spaß beim Lesen!

Der Morgen

Als um fünf Uhr der Wecker klingelte, fiel es mir zugegebenermaßen schwer, mich aus dem Bett zu schälen. Ich erhob mich dennoch und griff nach dem Lunchpaket, dass uns die Mutter des Pensionsbesitzers netterweise gepackt hatte. Darin befanden sich zwei Wurstsemmeln, eine Banane, ein Riegel und ein Apfelsaft. Ich ließ lediglich eine der beiden Semmeln und den Riegel übrig und machte mich dann an die letzten Vorbereitungen. Um 06:15 Uhr gingen wir dann los zum Racebriefing.

Dort wurden uns noch einmal alle wichtigen Informationen mitgeteilt. Wir erfuhren, wie die Wege und die gefährlichen Stellen markiert waren, wie wir einen Notruf absetzen und wo die Verpflegungsstellen zu erwarten waren. Zudem wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass die Bedingungen aufgrund des anhaltenden Regens deutlich erschwert waren, weswegen die Teilnehmer sich lieber mehr Zeit nehmen und vorsichtig sein sollten. Ein Hinweis, den der Rennveranstalter allerdings nur theoretisch unterstützte. Die Praxis im Rennen wich leider sehr stark davon ab…. Dazu mehr im nächsten Abschnitt.

Das Rennen

Nach dem Racebriefing ging es schließlich zur Ausrüstungskontrolle. Mir war nach den Anweisungen der Rennleitung bereits mulmig zumute, weswegen ich meinen Laufrucksack und dessen Inhalt mit zitternden Händen präsentierte. Übelkeit hatte sich in mir breit gemacht und ich konnte die aufkommende Panik kaum mehr im Zaum halten. Immer wieder fragte ich mich, was ich mir bei der Anmeldung des Laufes gedacht habe und kämpfte zeitweise gegen Tränen, die sich ihren Weg bahnen wollten. Ich machte mir Sorgen wegen der dünnen Luft, der schlechten Bedingungen und des technischen Geländes. Doch ehe ich mich versah, fiel schon der Startschuss und wir setzten uns in Bewegung.

Ich hielt mich bewusst im hinteren Teil des Feldes auf da ich schon wusste, dass ich zu langsam für den Großteil der Teilnehmenden war. Nachdem wir Obergurgl verlassen hatten, dauerte es nur etwa einen Kilometer, ehe wir auf den ersten großen Anstieg stießen. 700 Höhenmeter galt es dort zu überwinden. Wir marschierten im Gänsemarsch den Berg hinauf und ich merkte schnell, dass ich mich immer noch nicht vollends an die Höhenluft gewöhnt hatte. Mein Puls und meine Atmung schossen in die Höhe und es fiel mir immer schwerer, mit dem Rest der Gruppe schrittzuhalten. Ich kämpfte weiter, wurde aber schon bald von immer mehr Läufern überholt, bis schließlich nur noch wenige Personen hinter mir waren. Nachdem ich den Anstieg endlich hinter mich gebracht hatte, erblickte ich oben eine kleine Schafherde, die in einer idyllischen Landschaft stand und uns mit neugierigen Blicken musterte. Ich machte gemeinsam mit einer anderen Läuferin eine kurze Fotopause, ehe wir unseren Weg fortsetzten.

Ich hatte gehofft, dass es dort erstmal leichter und laufbarer wird, doch leider wurde diese Hoffnung schnell zerstört. Der Boden war matschig und rutschig und die Bäche quollen an vielen Stellen über, was das passieren jener beinahe unmöglich machte. So hatte ich nach fünf Kilometern bereits nasse Füße und kam aufgrund des glatten und unebenen Untergrunds nur langsam voran. Hier wurde ich abermals von einigen Läufern überholt und dann kam der Moment, vor dem ich mich am meisten gefürchtet hatte. Der Schlussläufer schloss zu uns auf und rief mir und den beiden Männern, mit denen ich eine Art Leidensgemeinschaft gegründet hatte, zu, dass wir uns beeilen sollen. „In 10 Minuten ist Cut Off beim Kippel. Ich laufe vor und gebe euch noch etwas mehr Zeit. Wenn ihr es nicht schafft, seid ihr raus.“ Wir ließen den Schlussläufer passieren und beschleunigten unsere Schritte, was sehr bald in sich häufenden Stürzen und Stolpern mündete. Der Läufer vor mir wäre einmal beinahe abgestürzt und konnte sich gerade noch so auf den Weg retten.

Wir versuchten dennoch das Tempo zu halten, bis ich kurz vor der ersten Verpflegungsstation von einem hohen Stein sprang. Ich weiß nicht genau wieso, aber aus irgendeinem Grund landete ich auf meinem ausgestreckten rechten Bein, hörte ein Knacken und spürte sofort einen stechenden Schmerz im Knie. Ich versuchte weiterzulaufen, doch die Schmerzen waren unerträglich. Hinter mir kam glücklicherweise ein Mann von der Bergrettung, dem ich unter Tränen versuchte zu erklären, was passiert war. Er breitete mir eine Rettungsdecke aus und musterte mein Knie. Wir beide wussten allerdings nicht, wie er mir nun helfen konnte, da das Knie keinerlei Schwellung oder sonstiges zeigte. Nur eine Sache war klar: Ein Weitermachen war ausgeschlossen. Er bot an, dass wir einen Helikopter rufen konnten, doch aus irgendeinem Grund wollte ich, trotz meiner DAV-Mitgliedschaft, lieber zu Fuß den Berg verlassen. Wir setzten uns langsam in Bewegung und er gab über Funk durch, dass ich aus dem Rennen ausgeschieden war. Das von ihm zu hören gab mir einen Stich, den ich kaum in Worte fassen kann. Irgendwie hatte ich bereits beim Start gewusst, dass das Rennen in einem DNF enden würde. Das ich nun verletzungsbedingt ausscheiden würde, war allerdings eine Wendung, die ich nicht vorhergesehen hatte. Kurz darauf hörte ich über Funk, dass die beiden Männer, mit denen ich eine Zeit lang gelaufen war, auch aus der Wertung geflogen waren. Sie hatten es nicht mehr rechtzeitig zur Verpflegungsstation geschafft.

Unter wahnsinnigen Schmerzen und meine Trailstöcke als Krücken nutzend, machte ich mich auf den Weg ins Tal. Nach einem Kilometer bot der Bergretter mit dem Namen Johannes an, schonmal nach unten zu laufen und das Auto zu holen, damit ich im Tal nicht mehr so weit laufen müsse. Ich nahm das Angebot dankend an und war ab da auf mich alleine gestellt. Als mir schließlich die Läufer der 26 Kilometer Strecke entgegen kamen, fiel es mir zunehmend schwerer meinen Trauer und meine Enttäuschung im Zaum zu halten. Ein paar Wanderer hatten mich sogar gefragt, ob ich denn keine Lust mehr hätte weiterzumachen. Genau das, was man in so einer Situation hören möchte! Während des Abstiegs telefonierte ich mit meinem Freund, um sicherzugehen, dass es zumindest jemand mitbekam, falls mir nochmal etwas zustieß. Ich war unendlich langsam, da ich mein Bein nicht abknicken konnte und aufpassen musste, dass ich nicht nochmal ausrutschte. Im Beisein von Johannes war ich schon einmal rücklings umgefallen, das wollte ich alleine keinesfalls wiederholen.

Es dauerte zwei Stunden und 15 Minuten, ehe ich den Abstieg absolviert hatte und im Tal angekommen war. Johannes hatte behauptet, dass dieser nur eine Stunde dauern würde. Hätte ich vorher gewusst, wie lange ich tatsächlich brauchen würde, wäre ich niemals zu Fuß vom Berg runter. Im Start/Ziel Bereich angekommen, nahm mich mein Freund Lukas in Empfang. Eigentlich wollten wir direkt zurück zur Pension, machten dann aber doch einen ungeplanten Zwischenstopp.

Die Diagnose

Auf dem Weg zur Pension passierten wir einen Arzt, bei dem wir spontan anhielten. Ich wollte Klarheit haben und fühlte mich nicht wohl bei dem Gedanken, den Arztbesucht nach hinten zu schieben. In der Praxis wurde mein Knie geröntgt und es stellte sich schnell raus, was nun kaputt war. Meine Kniescheibe war gebrochen. Allerdings meinte die Ärztin, dass der Bruch sehr sauber sei und die Chancen gut standen den Bruch ohne OP ausheilen zu lassen.

Ich wurde mit einer Schiene, Krücken, Schmerzmittel, einer Bandage, Kühlgel, Kompressen und Thrombosespritzen ausgestattet. Eine Stunde später verließen wir die Praxis und ich war dankbar, dass zumindest keine Sehnen oder Bänder betroffen zu sein schienen. Dennoch bedeutete diese Diagnose eine mindestens vier-wöchige Sportpause. Zu dem Zeitpunkt hatte ich dies und die Folgen der Diagnose allerdings noch nicht wirklich realisiert.


Was nehme ich aus dieser Erfahrung mit?

  1. Ab 2.000 Höhenmetern erfordert der Sauerstoffgehalt in der Luft doch einen gewissen Gewöhnungseffekt
    Sollte ich nochmal einen derart alpinen Lauf absolvieren, muss ich mich darauf fokussieren diesen auch zu erreichen.
  2. Mit steigender Distanz steigen auch die Ansprüche an die Läufer
    Tatsächlich habe ich nicht damit gerechnet, dass bei den weiteren Distanzen höhere Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der Läufer gesetzt werden. Ich dachte, dass das Absolvieren der Strecken im Fokus steht und nicht die Zeit ein entscheidender Faktor werden würde. So etwas habe ich bislang nie erlebt, auch nicht beim Pitzalpineglaciertrail (PAGT).
  3. Veranstalter sollten früher reagieren und die Sicherheit der Läufer priorisieren, nicht die eigene Haftung
    Ich finde es schade, dass beim Racebriefing zwar gesagt wurde, man solle sich mehr Zeit nehmen, aber uns diese nicht eingeräumt wurde. Später hat der Veranstalter die Cut Off Zeit nach hinten geschoben, meiner Meinung nach hätten sie das aber von vornherein machen müssen. Durch das Hetzen über den rutschigen Boden haben sie riskiert, dass die Läufer ernsthaft zu Schaden kommen, weil sie nicht die Zeit hatten, um ihre Schritte mit Bedacht zu setzen. Ich würde mich freuen, wenn die Cut Off Zeiten in Zukunft an die Bedingungen angepasst werden würden.
  4. Hochalpine Läufe sind eine Klasse für sich
    Ich wusste das zwar schon nach dem PAGT, aber diesmal ist es mir noch stärker vor Augen geführt worden was es heißt im Hochgebirge zu laufen. Falls ich nochmal einen solchen Lauf machen möchte, muss ich die Vorbereitung anders angehen. Beinahe jeder Abschnitt dieser Strecke war technisch anspruchsvoll, das muss ich in Zukunft noch mehr trainieren.
  5. Nicht vom Cut Off hetzen lassen
    Falls ich in Zukunft noch einmal in so eine Situation kommen sollte, werde ich mich nicht mehr vom Schlussläufer jagen lassen. Ich bereue es etwas, dass mir das Finish in diesem Moment wichtiger war als meine eigene Sicherheit. Ein DNF wegen Nichterreichens der Cut Off Zeit wäre deutlich schneller überwunden als mein Knochenbruch.

Ich bin gespannt, wie schnell ich wieder auf die Beine komme und freue ich auf mein Come Back.

Vielen Dank fürs Lesen! Bitte bleibt gesund und passt auf euch auf!

Ich packe meinen Koffer und nehme mit…

Endlich ist es soweit, es ist Raceweek! Morgen mache ich mich auf den Weg nach Österreich und dann geht es am Samstag um 07 Uhr auf die Strecke. Ich nehme euch noch einmal mit in die letzten Vorbereitungen und zeige euch meine Verpflegungsstrategie.

Das Training

Die letzten beiden Wochen lief das Training weiter gut und ich konnte in Summe über 3.000 Höhenmeter sammeln! Das hat meine Erwartungen um einiges übertroffen und beruhigt mich enorm.

Am Dienstag standen dann nochmal Bergsprints an, die ich zu meiner Freude mit einer verloren geglaubten Leichtigkeit zurücklegen konnte. Morgen werde ich dann in Obergurgl einen finalen 30-minütigen Trainingslauf absolvieren. Danach ist die Vorbereitung endgültig abgeschlossen und alles bereit für meine bislang größte Herausforderung.

Ausrüstung und Verpflegung

Die letzten Tage habe ich primär damit verbracht, die Pflichtausrüstung intensiv zu studieren und fehlendes Equipment anzuschaffen.

Das sind die Dinge, die ich heute in meinen Trailrucksack gepackt habe:

  1. 3×0,5 Liter Softflask
  2. Sonnenschutz: Lippenstift und Sonnencreme
  3. 10x Energy Gel
  4. 10x Energy Fruit Jellies
  5. Erste Hilfe Kit und Rettungsdecke
  6. Fruchtquetschbeutel
  7. Faltbecher
  8. Salztabletten
  9. Blasenpflaster und Blasenstift
  10. Mütze und Handschuhe
  11. Regenjacke
  12. Armlinge
  13. Beinlinge
  14. Tempos

Tatsächlich war ich ziemlich schockiert zu sehen, wie viel ich diesmal mit auf den Berg schleppen muss und das was ihr hier seht ist leider noch nicht alles. Ich werde noch einige Dinge am Körper tragen wie z.B. eine Sonnenbrille, eine Cap, Kopfhörer usw… Glücklicherweise konnte ich die gezeigten Dinge in meinem 5-Liter Trailrunning-Rucksack unterbringen.

Um euch zu erklären, weswegen ich so viel mitschleppen werde, erläutere ich hier meine Verpflegungsstrategie:

  1. Ich nehme jede halbe Stunde einen Energy Fruit Jelly [4]
  2. Jede weitere halbe Stunde folgt dann ein Gel [3]
  3. Alle 30 Minuten nehme ich eine Salztablette [8]
  4. Falls ich keine Gels mehr runterbringe oder Lust auf etwas anderes habe, kann ich den Fruchtquetschbeutel nehmen [6]
  5. Weil zwischen den einzelnen Verpflegungsstationen durchaus 1,5 bis 2 Stunden vergehen können, nehme ich zur Sicherheit lieber 1,5 Liter als den geforderten Liter Wasser mit. Ich hoffe sehr, dass man die Flaschen auch zwischen den VP’s auffüllen kann
  6. An manchen Verpflegungsstationen gibt es auch etwas zu essen. Dort werde ich auf jeden Fall versuchen, meine Speicher zusätzlich etwas aufzufüllen, und kann dadurch für etwas Abwechslung in meiner Nahrungsaufnahme sorgen

Die Rennstrategie

Basierend auf meiner bisherigen Erfahrung und der Taktik meines Coaches, habe ich mir eine Rennstrategie erarbeitet, die mich hoffentlich vom Überschreiten der Cut Off Zeit bewahren wird.

Der Tipp meines Coaches war, von der Cut Off Zeit eine Stunde abzuziehen und dann auszurechnen, wie lange ich für die jeweiligen Abschnitte brauchen darf. Das gibt mir etwas Sicherheit, falls ich für einen Teil der Strecke etwas länger unterwegs sein sollte, da ich ja immer noch auf meinen 60-Minuten-Puffer zurückgreifen kann.

Durch diese Rechnung haben sich folgende Zeiten ergeben:


Nun ist also alles bereit für den großen Tag und ich bin gespannt, wie es mir ergehen wird. Mental stelle ich mich definitiv auf das bislang härteste Rennen ein, deshalb lade ich gerade auch noch ein paar Podcastfolgen runter, die mich durch die dunklen Momente tragen sollen.

Ihr dürft euch schonmal auf einen ausführlichen Rennbericht freuen. Lasst mich gerne wissen, falls euch ein Thema genauer interessiert oder ihr generell Fragen habt! Danke fürs Lesen!

Unverhoffte Wendung

Ein Monat ist seit meinem letzten Post vergangen. Höchste Zeit für ein Update!

Gesundheit

Glücklicherweise hat sich die Situation mit meinem Magen deutlich entspannt, weswegen ich langsam wieder ins Training einsteigen konnte. Ich habe allerdings trotzdem viele Einheiten auf dem Rad absolviert, um keine erneuten Rückschritte zu riskieren.

Technisches Gelände

Tatsächlich ist es mir sogar gelungen, eine ungeplante Einheit im technischen Gelände zu absolvieren. Am 22.06. habe ich mir spontan eine Laufstrecke im Umkreis von 30 Minuten Fahrzeit herausgesucht und bin im schönen Wellheim gelandet. Dort wollte ich eine 15 Kilometer lange Strecke mit 570 Höhenmetern laufen. Bereits kurz nach dem Loslaufen kam ich an einem Schild vorbei, an dem ein Klettersteig und ein Felssteig ausgeschrieben waren. Komischerweise zeigte dieses Schild genau in die Richtung, in die ich auch musste…

Wenige Minuten später stand ich dann am Fuße einer Felswand, die es zu erklimmen galt. Da kam mir meine Klettererfahrung allemal zu Gute! Im weiteren Streckenverlauf gab es noch zwei weitere Felsenabschnitte, die ich beide dankbar annahm und überwand. Nach diesen Klettereinheiten war die Strecke eher flowig und hatte keine großen Überraschungen mehr für mich parat. Umso ironischer, dass mir bei einem dieser flowigen Waldtrails ein Stock zum Verhängnis wurde. Er hatte sich vorne in meinem Schuh verkeilt und so dazu geführt, dass ich mich gestreckt aus dem vollen Galopp auf die Nase gelegt habe. Mehr als ein paar Schürfwunden sind zum Glück nicht zustande gekommen.

Wieder am Auto angekommen war ich überglücklich endlich Mal wieder einen längeren Lauf mit ein paar Höhenmetern und sogar technischem Gelände absolviert zu haben! So konnte ich ein To-Do von meiner Liste abhaken!

Höhenmeter sammeln

Diese Woche habe ich dann das geschafft, was ich nicht mehr für möglich gehalten habe. Ich war endlich am Wank! Nach etlichem Hin und Her wegen der Wettervorhersage habe ich mich schließlich nach Rücksprache mit meinem Coach entschieden, früh morgens loszufahren und mein Glück zu versuchen. 2.000 Höhenmeter sollten gesammelt werden, das bedeutete ein zweifaches Besteigen des Berges.
So klingelte also am Samstag um 5 Uhr morgens der Wecker. Seltsamerweise fiel es mir diesmal nicht schwer, mich aus dem Bett zu schälen und ich habe mich voller Euphorie an die Vorbereitungen gemacht. Frühstücken, Zähne putzen, Laufsachen anziehen, Sachen packen und ab ins Auto. Um 06:15 Uhr war ich dann auf dem Weg nach Garmisch-Partenkirchen. Nach zwei Stunden Fahrt erreichte ich das Ziel und blickte breit lächelnd auf das traumhafte Alpenpanorama. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass ich mein Vorhaben noch umsetzen könnte!

Ich packte Gels und Riegel in meinen Rucksack, trug eine dicke Schicht Sonnencreme auf und machte mich auf den Weg zur ersten Besteigung. So früh am Morgen waren die Trails noch sehr verlassen und ich genoss die Ruhe und Atmosphäre, die sich mir darbot. Den ersten Aufstieg absolvierte ich beinahe ohne Pausen, weshalb ich nach einer Stunde und fünfzig Minuten auf dem Gipfel stand. Aufgrund des für 15 Uhr vorhergesagten Unwetters blieb mir allerdings keine Zeit zum Genießen. Ich füllte lediglich meine Flaschen auf und machte mich sofort wieder auf den Weg ins Tal.

Im Downhill merkte ich, dass meine Beine bereits etwas an Kraft verloren hatten und ich mich häufig an Steinen oder anderen Unebenheiten verfing. Zudem bin ich mehrmals umgeknickt, das passiert mir im Trail aber beinahe jedes Mal.
Nach einer Stunde stand ich wieder neben meinem Auto und machte erstmal eine kurze Kofferraum-Pause. Nachdem ich gegessen, Wasser, Gels und Riegel aufgefüllt und mich erneut gegen die Sonne gewappnet hatte, machte ich mich wieder auf den Weg. Diesmal kamen mir beim Anstieg etliche Leute entgegen, die ich eben noch im Downhill überholt hatte. Sie konnten sich ein Nachfragen nicht verkneifen und wollten wissen, warum ich mir das freiwillig antat oder wie oft ich heute noch nach oben laufen wollte. Da mir die zweite Besteigung deutlich schwerer fiel, hielt ich meine Antworten kurz und konzentrierte mich darauf nicht auf die Nase zu fallen. Je weiter nach oben ich kam, desto häufiger musste ich pausieren und aus dem Spaß wurde immer mehr ein Kampf. Die Hitze hatte erbarmungslos ihren Tribut gezollt, weswegen ich nach vier von den sechs Kilometern Anstieg bereits kein Wasser mehr hatte und immer wieder im Schatten pausieren musste. Meine Beine wurden immer schwerer und ich musste die Zähne ordentlich zusammenbeißen, um die letzten Höhenmeter zu bezwingen.

Nach 5 Stunden und 22 Minuten, 19 Kilometern und 2.000 Höhenmetern war ich dann endlich zum zweiten Mal am Gipfel angekommen. Da sich der Himmel bereits verdunkelte und ich meinen müden Beinen nicht mehr vertraute, entschied ich mich dann aber dafür, auf den zweiten Downhill zu verzichten und stattdessen mit der Gondel ins Tal zu fahren.
Dort dufte ich netterweise die Dusche des Campingplatzes mitbenutzen und konnte mich anschließend frisch und etwas erholt auf den zweistündigen Weg Nachhause machen.

Was bedeutet das nun für den Gletscher Trail?

Wie ihr alle mitbekommen habt, lief die Vorbereitung anders als geplant und hat mich so vor einige Herausforderungen gestellt. Nach dem gestrigen Lauf war ich mir dennoch nicht sicher, ob ich mich an die Marathondistanz heranwagen soll. Der Trailmarathon hat eine Cut Off Zeit von 10 Stunden und 30 Minuten bei einer Distanz von 42 Kilometern und 2.800 Höhenmetern. Ich habe zwar bei dem Lauf zwei Drittel der Höhenmeter geschafft, allerdings hatte ich nur die Hälfte der Kilometer absolviert und war nach der Einheit ziemlich erschöpft. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit hätte ich aber immer noch 4 Stunden Zeit um die restlichen 800 Höhenmeter und 23 Kilometer hinter mich zu bringen.

Momentan gehe ich davon aus, dass ich den Rest der Strecke in der Zeit schaffen sollte und werde mich deshalb am 20.07. wie geplant an die Startlinie der Marathondistanz stellen. Mir ist klar, dass es nicht einfach wird aber ich freue mich auf die Herausforderung!

Wie hättet ihr euch an meiner Stelle entschieden? Wollt ihr noch irgendwas wissen?

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag!

Nichts ist so beständig wie die Unbeständigkeit

Vor zwei Wochen habe ich euch hier in meinem letzten Blogpost von den Plänen erzählt, die ich mir für meinen nächsten Wettkampf zurechtgelegt habe. Ich möchte euch ein kurzes Update geben, wie die Vorbereitungen seitdem gelaufen sind und was ich als Nächstes vorhabe.

Ausgelaugt

Einige von euch wissen vielleicht, dass ich mich seit dem Marathon in Hamburg darum bemühe meine alte Form zurückzuerlangen. Leider gelang mir dies in den letzten Wochen eher weniger und es hat sich angefühlt, als würde ich permanent gegen mich selbst kämpfen. Müde Beine und ein hoher Puls sind dann irgendwann in Magenschmerzen übergegangen, von denen ich mich seit zwei Wochen zu erholen versuche. Diese Woche waren die Beschwerden dann derart groß, dass ich mich entschieden habe eine Pause einzulegen und nur das zu machen, worauf ich gerade Lust habe. Und das war zugegebenermaßen nicht gerade viel.

Es sind also noch 5 Wochen bis zum Gletscher Trail und die Vorbereitung sieht bislang alles andere als optimal aus. Wie soll das also weiter gehen?

Wieder in den Rhythmus finden

Nachdem das gegen meinen Körper kämpfen in den letzten Wochen eher weniger funktioniert hat, werde ich die nächste Zeit versuchen, die Intensität behutsam zu steigern. Da mir das Laufen unter anderem wegen der Pollen extreme Schwierigkeiten bereitet habe ich vor, den Fokus erstmal wieder aufs Radfahren und Bewegung generell zu legen. So kann ich die Belastungszeit hoffentlich Stück für Stück erhöhen und finde dann vielleicht auch wieder ins Laufen.

Triple-Wank

Nichtsdestotrotz muss ich langsam aber sicher anfangen, die Höhenmeter zu sammeln, von denen ich im letzten Beitrag noch gesprochen habe. Dies möchte ich an Paul Goj’s Heimatberg tun – dem Wank.


Der Wank verfügt über einen 1000 m Anstieg auf gerade einmal 5,7 Kilometern, was ihn zu einem der Top Berge zum Höhenmetersammeln macht. Mein Plan ist es, ähnlich wie Christian Bruness das letztes Jahr gemacht hat, mein Auto am Fuße des Berges abzustellen und nach jeder Schleife dorthin zurückzukehren, um Wasser und Verpflegung aufzufüllen. Nach drei Besteigungen habe ich dann 3.000 Höhenmeter auf der Uhr und hätte somit wenigstens einmal vor dem 42k Gletscher Trail die Höhenmeter zurückgelegt, die es auch dort zu absolvieren gilt.


Eigentlich war dieses »Projekt« für heute angesetzt, doch das Wetter und mein Magen haben mich beide im Stich gelassen. Ich versuche aber zeitnah einen Slot zu finden an dem der Triple-Wank für mich möglich ist und hoffe, dass mein Magen bis dahin wieder mitmacht.

Technische Trails

Auch dieses Thema habe ich keinesfalls vergessen und dank der Trailrunning-Truppe des DAV Ingolstadts schon einige Touren gefunden, bei denen ich mich an den technischen Trails versuchen kann. Wann ich dieses Thema angehe weiß ich aber leider noch nicht, für mich liegt der Fokus momentan auf Höhenmeter sammeln und in den sportlichen Rhythmus zurückfinden. Sobald ich hier mehr Klarheit habe gebe ich euch natürlich Bescheid!

Was heißt das jetzt?

Ihr fragt euch sicher, warum ich ein solch unbefriedigendes Ergebnis hier mit euch teile. Die Antwort darauf ist ganz einfach: Ich möchte transparent sein und euch zeigen, wie Vorbereitungen auf Wettkämpfe in 99% der Fälle tatsächlich aussehen. Bisher ist es mir selten gelungen mich optimal auf meine Rennen vorzubereiten, aber das ist noch lange kein Grund deswegen das Handtuch zu werfen. Ich versuche einfach, das Beste aus der Zeit zu machen die mir noch bleibt und dabei jetzt noch intensiver darauf zu hören, was mein Körper dazu zu sagen hat. Und am Ende werde ich am 20. Juli an der Startlinie stehen und dieses Ding laufen komme, was wolle!

Mein nächstes Projekt – Der Gletscher Trail 42k

Nach dem Marathon ist vor dem Trailmarathon!

In diesem Beitrag möchte ich euch einmal von meinem nächsten großen Wettkampf und den Herausforderungen, die dieser mit sich bringend wird, erzählen.

Viel Spaß beim Lesen!

Das Event

Am 20. Juli werde ich beim Gletscher Trailrun im Ötztal an der Startlinie stehen. Der Lauf ist mit 41,7 Kilometer und 2.800 Höhenmetern ausgeschrieben. Die Strecke startet auf circa 2000 Höhenmetern und ist als teilweise sehr technisch ausgeschrieben, was eine weitere Herausforderung für mich darstellen wird. Bisher bin ich nur einen technischen Trail gelaufen (den P30 im Pitztal) und das war die Hölle. Ich muss mich dieses Mal also wirklich darauf vorbereiten und im besten Fall ein paar technische Downhills absolvieren.

Zur Vorbereitung findet ihr unten mehr!

Mehr Infos zur Strecke findet ihr hier.

Die Vorbereitung

Wie oben bereits angedeutet, bietet dieser Wettkampf einige Herausforderungen, deren Bewältigung es einer ordentlichen Vorbereitung bedarf. Untenstehend findet ihr die Punkte, auf die ich in den nächsten Wochen einen besonderen Fokus legen will.

Die Höhenmeter

Ich habe bisher bei keinem Lauf derart viele Höhenmeter absolviert. Die meisten bin ich 2022 im Pitztal beim Pitzalpine Glacier Trail P30 gelaufen, da waren es aber „nur“ 1.600 Höhenmeter. Das heißt für die Vorbereitung auf dieses Rennen: Höhenmeter sammeln und am besten mindestens einmal einen Lauf oder eine Wanderung mit einer ähnlichen Menge an Höhenmetern zu absolvieren.

Da ich im Flachland lebe, ist dieser Punkt für mich leider nicht sehr leicht umzusetzen und ich bin gespannt, auf wie viele Höhenmeter ich am Ende zurückblicken werde.

Die Höhe

Ich habe bisher bei meinen Läufen nie ein Problem mit der Höhe gehabt und das soll sich auch mit diesem Lauf nicht ändern. Um das sicherzustellen, muss ich aber diesmal irgendwie versuchen eine Art „Höhenakklimatisierung“ zu erreichen. Dazu sollte ich einige Läufe in ähnlichen Höhen absolvieren, um einen gewissen Gewöhnungseffekt zu erzielen.

Technische trails

Mein persönlicher Endgegner, besonders im Downhill. Da ist es natürlich perfekt, dass in der Ausschreibung des Rennens von einem „technisch sehr anspruchsvollen Downhill“ gesprochen wird.

Leider gibt es in meiner Nähe und im weiteren Umkreis kaum technische Abschnitte, weswegen ich besonders für diesen Punkt weite Strecken in Kauf nehmen muss, um diesen Aspekt trainieren zu können.

Die Zeit

Bei 41,7 km und 2.800 Höhenmetern ist für mich eine Sache klar: Das wird mein bisher längstes Rennen werden. Während ich 2022 für die 28 Kilometer und 1.600 Höhenmeter des P30 um die 6 Stunden gebraucht habe, kann ich bei diesem Rennen wohl eher mit 8-10 Stunden rechnen. Damit ich im Wettkampf keine Überraschungen erlebe, sollte ich vorher mindestens einen Lauf mit einer ähnlich langen „Time on Feet“ zurücklegen.


Ihr merkt also, dass die Vorbereitung für dieses Event nicht einfach und viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Ich hoffe ich werde es schaffen, einen Großteil der oben genannten Punkte in meinem Training umzusetzen.

Momentan habe ich noch keinen konkreten Plan, wie ich die Punkte „technische Trails“ und „Höhe“ umsetzen werde, ich halte euch zu meinem Trainingsfortschritt aber hier und auf Insta auf dem Laufenden.

Falls euch etwas Bestimmtes zur Vorbereitung oder dem Rennen interessiert, dann lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen!

Mein Marathondebüt beim Haspa Marathon Hamburg 2024

Ich schwamm inmitten einer farbenfrohen, in Funktionskleidung gehüllten Masse in Richtung Startblock. Die Atmosphäre war erfüllt von einem Mix aus freudiger Aufregung und Anspannung. Laute Musik und die Ansagen des Moderators hallten über das Getümmel.

Noch 30 Minuten bis zum Start. Wir machten noch schnell ein Foto an der Startlinie und widmeten uns dann der Hauptbeschäftigung vor jedem Wettkampf: Dem in der Dixi-Schlange stehen. 10 Minuten vor dem Fallen des Startschusses reihte ich mich in den Startblock ein. Wenige Meter hinter mir erspähe ich zwei Zeitläufer, die Fahnen mit der Zeit „vier Stunden“ am Rücken befestigt hatten. Ob ich es schaffen würde, die ganzen 42,2 Kilometer vor ihnen zu bleiben?

Dann ging es endlich los. Die Masse an Läuferinnen und Läufern setzte sich in Bewegung. Nun gab kein zurück mehr. Es dauerte einige Minuten, ehe sich das dicht gedrängte Feld entzerrte und wir langsam Fahrt aufnehmen konnten. Während wir über die Reeperbahn liefen merke ich, dass die Wärme eine Herausforderung darstellen könnte. Ich war froh darüber, dass ich einen Liter Wasser in meinem Rucksack dabei hatte und so bereits vor der ersten Verpflegungsstation nach Belieben trinken konnte.

Die Kilometer verflogen und wir näherten uns den Landungsbrücken. 11 Kilometer waren geschafft und ich fühlte mich gut. Seit Kilometer fünf gab es nun alle 2,5 Kilometer eine Verpflegungsstation, welche ich jedes Mal nutzte, um mich abzukühlen und teilweise meine Flaschen wieder aufzufüllen. Mein Freund wartete an mehreren Stellen an der Strecke auf mich und ich freute mich, ihn dort das erste Mal in der Masse zu erspähen. Für ihn war es garantiert nicht einfach gewesen, mich in der bunten Masse zu erkennen, doch ihm gelang es, im Gegensatz zu mir, jedes Mal.

Kurze Zeit später passierten mich schließlich die beiden vier Stunden Läufer. Zu diesem Zeitpunkt war mir jedoch schon klar, dass ich bei den Temperaturen das Tempo nicht über die volle Marathondistanz aufrecht erhalten konnte. Ich ließ also abreißen und nahm mir weiter an allen VP’s Zeit zum Abkühlen. Neben dem Trinken klappte auch die Nahrungsaufnahme überraschend gut. Meine übliche Strategie bestand daraus, alle 30 Minuten einen Riegel und dann innerhalb der nächsten 30 Minuten ein Gel zu mir zu nehmen. Doch während dieses Laufs bekam ich oft bereits nach 15 Minuten wieder Hunger. Da ich mir nicht sicher war, wie lange dieser Zustand halten würde, folgte ich meinem Körper und aß, wann immer mir danach war.

Nach knapp 2 Stunden und 5 Minuten fiel schließlich die Halbmarathonmarke. Halbzeit. Endlich. Ab diesem Zeitpunkt sah ich deutlich, wie etliche Teilnehmer:innen an ihre mentale Grenze kamen. Viele begannen zu gehen und die Anzahl an Sanitätereinsätzen an der Strecke häufte sich zunehmend.

Bei Kilometer 25 kam dann etwas, womit ich an dieser Stelle nicht gerechnet hätte: Das Runners-High! Plötzlich fühlten sich die müden Beine wieder munter an und ich kam mir vor, als würde ich einen gemütlichen Longrun absolvieren. Ich nahm diese unerwarteten Hochgefühle dankbar an und war erleichtert, dass sie mich erst bei Kilometer 30 wieder verließen.

Nun begann auch bei mir langsam der mentale Kampf um die letzten 12 Kilometer. Ich war nun seit etwas mehr als drei Stunden unterwegs. Die Verpflegung klappte weiter gut, doch nach der Euphorie der letzten fünf Kilometer folgten nun immer schwerer werdende Beine, die ein lockeres Weiterlaufen unmöglich machten. Von nun an hangelte ich mich mental von VP zu VP und erlaubte mir nur dort aus dem Laufschritt ins Gehen zu wechseln. Diese Strategie klappte die nächsten acht Kilometer ziemlich gut, doch dann merkte ich, dass die Energie, welche ich zum Wiederanlaufen benötigte, immer weiter anstieg. Das bedeutete einen Planwechsel: Keine Gehpausen mehr an den VP’s für die letzten vier Kilometer. Meine Beine waren mittlerweile tonnenschwer geworden und ich sah immer mehr Teilnehmer:innen krampfend am Streckenrand oder langsam gehend. „Wenigstens kann ich noch laufen“, dachte ich und zwang mich weiter vorwärts.

Wenig später begann meine linke Socke damit, mir einen Strich durch die Rechnung zu machen. Diese hatte sich unter meiner Fußsohle zu einem Wulst aufgerollt und rieb mir jene wund. Ich versuchte die Schmerzen zu ignorieren, was mir bis Kilometer 40 mehr oder weniger erfolgreich gelang. Dort wurden die Schmerzen allerdings so unerträglich, dass ich mich zum Stehenbleiben gezwungen sah und an einen LKW gelehnt meinen Schuh auszog. Meine Beine waren mittlerweile gut übersäuert und es fühlte sich an, als würde eine falsche Bewegung ausreichen, um eine unangenehme Krampfwelle auszulösen.

Nach dem Sockenkorrigieren setzte ich mich ein letztes Mal in Bewegung und kämpfte mich weiter Richtung Ziellinie. Als ich den Zielbereich dann endlich erahnen konnte, schossen mir plötzlich Tränen in die Augen. Auch wenn es mir relativ gut ging, war ich dennoch froh zu wissen, dass ich es bald geschafft hatte.

Diese Rührung wurde jäh von einem unerwarteten Bild unterbrochen. Ein Läufer lag am Streckenrand am Boden, über ihm kniete eine Person, die ihm eine Mund-zu-Mund-Beatmung zu geben schien. Wenige Sekunden später rannte eine Sanitäterin auf den Läufer zu. Mir gefror das Blut in meinen Adern. Im Laufe der Strecke hatte ich so häufig wie nie zuvor gesehen, wie Läufer:innen medizinisch versorgt werden mussten. Erst jetzt wurde mir klar, dass wir hier gemeinsam etwas taten, was viele an und über den Rand ihrer Belastbarkeit brachte. Zu diesem Zeitpunkt war ich einfach nur dankbar, dass mein Körper diese Strapazen mitmachte und ich noch weit weg von dieser Grenze zu sein schien.

Nach dieser Schreckensszene bog ich endlich auf die Zielgerade und überquerte breit grinsend die Ziellinie. Ich hatte es geschafft und meinen ersten Marathon erfolgreich absolviert. 4 Stunden, 22 Minuten und 47 Sekunden hatte es gedauert bis zu diesem Moment. Nicht zu vergessen die Wochen und Monate an Vorbereitung, die sich nun endlich ausgezahlt hatten.

Das war er also, mein erster Marathon. Auch wenn ich die angestrebte Zielzeit nicht geschafft habe, bin ich dennoch zufrieden mit dem Ergebnis und freue mich schon auf das nächste Mal. Allerdings wird der nächste Marathon diesmal nicht auf der Straße, sondern auf den Trails stattfinden! Falls ihr euch für die Vorbereitung auf dieses Projekt interessiert, folgt mir gerne hier und auf Instagram!

Was war mein größtes Learning aus diesem Lauf?

So simpel es klingt: Höre auf deinen Körper.

Ich bin mir sicher, dass dieser Lauf völlig anders verlaufen wäre, wenn ich an meinen vorab zurechtgelegten Plänen und Strategien festgehallten hätte. Am Ende ist für mich immer das Erlebnis im Vordergrund und nicht die Leistung, ich bin schließlich eine Hobbyläuferin und keine Profiathletin.

Vielleicht helfen euch meine Erfahrungen ja bei eurem ersten Marathon. Lasst es mich gerne wissen, falls ihr noch Fragen habt!