Huch, was ist denn das?

Veränderungen von Körper und Geist nach einer fünfwöchigen Ruhephase.

Bin das noch ich?

Wie zu erwarten war, hat das lange Herumliegen einige körperliche Folgen nach sich getragen.
Das sind die markantesten Auffälligkeiten, die ich an mir bemerkt habe:

  1. Muskelverlust
    Das ist wohl die offensichtlichste und erwartbarste Veränderung, die ich in den letzten Wochen erlebt habe. Etwas überraschend war dennoch, dass sich dieser Verlust nicht nur auf das rechte Bein beschränkt hat, sondern auch weitere Körperregionen heimgesucht hat. Unter anderem sind mein linkes Bein und mein Bauch davon betroffen.
  2. Gewicht
    Anders, als man vielleicht denken würde, kann ich hier keine Zunahme, sondern eine Abnahme von fast zwei Kilo verzeichnen. Damit habe ich tatsächlich eher nicht gerechnet.
  3. Körperfett
    Doch um den vorherigen Punkt nicht als Tipp zum Gewichtsverlust dastehen zu lassen, kommt hier gleich die Schattenseite, die Punkt eins und zwei vereint. Durch den Abbau der schwereren Muskeln, konnte ich zwar eine Gewichtsabnahme verzeichnen, allerdings hat sich dadurch auch mein Körperfettanteil deutlich erhöht. Meine Waage erkennt diese Veränderung zwar leider nicht, ich bemerke es aber selbst, vor allem an meinem Bauch.
  4. Rücken
    Da ich ein Mensch bin, der aufgrund seines Jobs und der Veranlagung (bzw. der Faulheit, etwas dagegen zu tun) sehr stark zu Rückenschmerzen neigt, habe ich erwartet, dass mir diese die Wochen des Liegens zur Hölle machen würden. Überraschenderweise war das nicht der Fall und ich kann bis heute ohne Probleme sitzen und liegen. Dafür bin ich unglaublich dankbar, denn sonst wären die Wochen noch unerträglicher geworden.

Wer bin ich?

Neben den körperlichen Veränderungen, konnte ich auch einige psychische, beziehungsweise mentale, Entwicklungen wahrnehmen.
Es folgen die vier größten Änderungen, die ich durchlebt habe:

  1. Antriebslosigkeit
    Da ich sonst ein Mensch bin, der sehr viel unterwegs ist und sich selten Ruhe gönnt, ist das eine der für mich unerwartetsten Veränderungen. In Woche eins übermannte mich noch eine grenzenlose Motivationsphase, in der ich einen 5.000 Wörter umfassenden Text für eine Ausschreibung geschrieben und diesen eingesendet habe. Ich habe Bücher bestellt und angefangen zu lesen. In meinen Vorstellungen wäre ich wohl die produktivste Verletzte der Welt geblieben.
    Doch leider änderte sich dies relativ schnell, und ich verfiel ab Woche zwei in ein noch immer anhaltendes, lähmendes Koma der Motivationslosigkeit. Ich kann mich kaum noch aufraffen Dinge zu tun, habe keine Lust nach draußen zu gehen (obwohl ich das durchaus kann) und verbrenne meine Gehirnzellen vor allen Bildschirmen, die sich mir darbieten. Auch, wenn ich dieser Entwicklung durch lesen und schreiben entgegenwirke, fülle ich dennoch einen Großteil des Tages mit sinnlosem Glotzen und belanglosem Scrollen. Ich hoffe, dass ich diese Eigenschaften nach dem Überwinden der Verletzung wieder ablegen kann. Denn so will ich auf keinen Fall bleiben.
  2. Belastungsgrenze
    Mit der Zeit bemerkte ich, dass ich deutlich schneller erschöpft und am Rande meiner mentalen Belastungsgrenze angekommen war. Besonders, wenn Mal Besuch da war, stellte sich relativ schnell eine sich eilig leerende soziale Batterie als Problem heraus. Es fiel und fällt mir schwer mich zu unterhalten und mich auf Unterhaltungen zu konzentrieren.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass dies eine Folge der Reizarmut der letzten Wochen sein könnte. Dennoch hoffe ich, dass ich die Grenze der mentalen Erschöpfung bald wieder etwas nach oben setzen kann.
  3. Druck und Stress
    Bei all dem Negativen möchte man meinen, dass es hier nichts positives zu verzeichnen gibt. Glücklicherweise ist das nicht der Fall! Eine der für mich wichtigsten Entwicklungen der letzten Wochen war der zunehmende Abfall von Druck und Stress, dem ich sonst ausgesetzt bin. Egal ob von der Arbeit oder der selbst gesetzten Trainingsziele, war ich immer einem gewissen, durchaus hohen Stresslevel ausgesetzt. Es gab für mich selten Momente zum Verschnaufen und zur Ruhe kommen.
    Da meine Verletzung mich nun dazu gezwungen hat, mich mit mir und meinem Alltag auseinanderzusetzen, konnte ich einige wichtige Erkenntnisse machen, die ich sonst vermutlich nie entdeckt hätte. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ich mich dadurch persönlich weiterentwickeln kann und werde und bin froh über diese Gelegenheit zur Selbstfindung.
  4. Dankbarkeit
    Der letzte und ebenfalls wichtige Punkt ist die Dankbarkeit. Durch diesen harten Reset erkannte ich noch einmal mehr, wie viele Dinge ich eigentlich als gegeben hinnehme. Anstatt dankbar zu sein, erwische ich mich häufig dabei, wie ich mich über Kleinigkeiten aufrege und dabei das große Ganze aus den Augen verliere. Ich will in Zukunft auch die kleinen Erfolge feiern und dabei nie vergessen, wie glücklich ich mich schätzen kann all die Dinge zu tun, mit denen ich mein Leben größtenteils fülle. Es ist nicht selbstverständlich gesund zu sein und einen Körper zu haben, der einen bis an den Rand der Belastungsgrenzen und darüber hinaus unterstützt.

Fazit

Man kann sagen, dass mir die Verletzung vor allem mental extrem weitergeholfen hat. Ich hätte viele Erkenntnisse wohl nicht gemacht, wenn ich nicht fünf Wochen lang beinahe ausschließlich mit mir selbst beschäftigt gewesen wäre. Dadurch entstand unter anderem auch der sportliche Plan für nächstes Jahr, in den ich euch bald einweihen möchte.
Es ist zwar möglich, negativen Situationen etwas positives abzugewinnen, dennoch möchte ich das ganze nicht romantisieren und ich bin froh, wenn ich dieses Kapitel endlich hinter mir lassen kann. Hoffentlich hilft mir das alles weiter und ich kann gestärkt aus der Verletzung hervorgehen.

Vielen Dank fürs Lesen!

Nichts ist so beständig wie die Unbeständigkeit

Vor zwei Wochen habe ich euch hier in meinem letzten Blogpost von den Plänen erzählt, die ich mir für meinen nächsten Wettkampf zurechtgelegt habe. Ich möchte euch ein kurzes Update geben, wie die Vorbereitungen seitdem gelaufen sind und was ich als Nächstes vorhabe.

Ausgelaugt

Einige von euch wissen vielleicht, dass ich mich seit dem Marathon in Hamburg darum bemühe meine alte Form zurückzuerlangen. Leider gelang mir dies in den letzten Wochen eher weniger und es hat sich angefühlt, als würde ich permanent gegen mich selbst kämpfen. Müde Beine und ein hoher Puls sind dann irgendwann in Magenschmerzen übergegangen, von denen ich mich seit zwei Wochen zu erholen versuche. Diese Woche waren die Beschwerden dann derart groß, dass ich mich entschieden habe eine Pause einzulegen und nur das zu machen, worauf ich gerade Lust habe. Und das war zugegebenermaßen nicht gerade viel.

Es sind also noch 5 Wochen bis zum Gletscher Trail und die Vorbereitung sieht bislang alles andere als optimal aus. Wie soll das also weiter gehen?

Wieder in den Rhythmus finden

Nachdem das gegen meinen Körper kämpfen in den letzten Wochen eher weniger funktioniert hat, werde ich die nächste Zeit versuchen, die Intensität behutsam zu steigern. Da mir das Laufen unter anderem wegen der Pollen extreme Schwierigkeiten bereitet habe ich vor, den Fokus erstmal wieder aufs Radfahren und Bewegung generell zu legen. So kann ich die Belastungszeit hoffentlich Stück für Stück erhöhen und finde dann vielleicht auch wieder ins Laufen.

Triple-Wank

Nichtsdestotrotz muss ich langsam aber sicher anfangen, die Höhenmeter zu sammeln, von denen ich im letzten Beitrag noch gesprochen habe. Dies möchte ich an Paul Goj’s Heimatberg tun – dem Wank.


Der Wank verfügt über einen 1000 m Anstieg auf gerade einmal 5,7 Kilometern, was ihn zu einem der Top Berge zum Höhenmetersammeln macht. Mein Plan ist es, ähnlich wie Christian Bruness das letztes Jahr gemacht hat, mein Auto am Fuße des Berges abzustellen und nach jeder Schleife dorthin zurückzukehren, um Wasser und Verpflegung aufzufüllen. Nach drei Besteigungen habe ich dann 3.000 Höhenmeter auf der Uhr und hätte somit wenigstens einmal vor dem 42k Gletscher Trail die Höhenmeter zurückgelegt, die es auch dort zu absolvieren gilt.


Eigentlich war dieses »Projekt« für heute angesetzt, doch das Wetter und mein Magen haben mich beide im Stich gelassen. Ich versuche aber zeitnah einen Slot zu finden an dem der Triple-Wank für mich möglich ist und hoffe, dass mein Magen bis dahin wieder mitmacht.

Technische Trails

Auch dieses Thema habe ich keinesfalls vergessen und dank der Trailrunning-Truppe des DAV Ingolstadts schon einige Touren gefunden, bei denen ich mich an den technischen Trails versuchen kann. Wann ich dieses Thema angehe weiß ich aber leider noch nicht, für mich liegt der Fokus momentan auf Höhenmeter sammeln und in den sportlichen Rhythmus zurückfinden. Sobald ich hier mehr Klarheit habe gebe ich euch natürlich Bescheid!

Was heißt das jetzt?

Ihr fragt euch sicher, warum ich ein solch unbefriedigendes Ergebnis hier mit euch teile. Die Antwort darauf ist ganz einfach: Ich möchte transparent sein und euch zeigen, wie Vorbereitungen auf Wettkämpfe in 99% der Fälle tatsächlich aussehen. Bisher ist es mir selten gelungen mich optimal auf meine Rennen vorzubereiten, aber das ist noch lange kein Grund deswegen das Handtuch zu werfen. Ich versuche einfach, das Beste aus der Zeit zu machen die mir noch bleibt und dabei jetzt noch intensiver darauf zu hören, was mein Körper dazu zu sagen hat. Und am Ende werde ich am 20. Juli an der Startlinie stehen und dieses Ding laufen komme, was wolle!