ChatGPT & Me

Einige Zeit ist vergangen seit meinem letzten Update hier. Wird Zeit, dass ich euch auf den neuesten Stand bringe.
Viel Spaß beim Lesen!

Start ins Jahr 2025

Den Abschluss von 2024 hätte ich mir kaum besser vorstellen können. Nach einer kurzen Krankheitspause um Weihnachten herum, konnte ich dennoch am Silvesterlauf starten und diesen in (für mich) überraschend schnellem Pace (6 min/km) beenden. Alles deutete darauf hin, dass 2025 ein gutes Laufjahr werden würde.

Silvesterlauf 2024

Anfangs bewahrheitete sich dieser Eindruck auch. Ich konnte bei wunderbarem Schneepanorama einige Läufe machen und sowohl Kilometer als auch Höhenmeter sammeln. Genau das Richtige für den Rennsteiglauf im Mai!

Doch diese Anfangseuphorie fand ein jähes Ende, als ich mir Anfang Januar eine Erkältung einfing. Ich war zu einer Woche Pause gezwungen, versuchte danach aber direkt wieder an die vorherigen Erfolge anzuknüpfen. Dies gelang mir auch, bis uns dann Ende Januar eine Grippe beinahe drei Wochen lahmlegte. Ab diesem Zeitpunkt geriet für mich alles aus den Fugen…

Der verzweifelte Kampf um den Wiedereinstieg

Plötzlich fühlte ich mich wieder in 2023 versetzt. Die andauernden Krankheitspausen raubten mir den letzten Nerv und ich zweifelte immer mehr daran, ob der Laufsport wirklich das Richtige für mich war. Wozu all das Training, wenn es mir am Ende dadurch schlechter ging und ich all die Arbeit nie in den Wettkämpfen verwandeln konnte?

Der Februar war von andauernder Erschöpfung und Müdigkeit geprägt, weswegen jeder Versuch einer Laufeinheit sofort am nächsten Tag mit lähmender Schwäche gestraft wurde. Doch dieser Zustand beeinflusste nun nicht mehr nur meinen Sport, sondern auch meinen Alltag. Ich konnte mich in der Arbeit kaum noch konzentrieren und brauchte das ganze Wochenende Ruhe, um mich von den Arbeitstagen zu erholen. Meinen müden Körper schleppte ich lediglich in Spaziergängen durch die Gegend, da an Laufen nicht mehr zu denken war. Dieser Zustand zog sich bis in den März, weshalb ich mich irgendwann zum Handeln gezwungen sah.

Social Media & ChatGPT

Ich weiß nicht mehr weshalb, aber ich folgte Simon Hoyden schon länger auf Instagram und bemerkte in dieser Zeit meines persönlichen Tiefs immer häufiger Stories, die mich sehr stark an meine Problematiken erinnerten. Er erzählte von Sporter:innen, deren Fettstoffwechsel aufgrund RED-S nicht mehr funktionierte und schilderte auch andere Symptome, die mich immer mehr ins Grübeln brachten. Eigentlich hatte Nico Wittmann von Roots Coaching RED-S bei mir ausgeschlossen, doch mich ließ dieser Gedanke nicht mehr los.


Nach zwei Wochen entschied ich mich schließlich, Kontakt zu Simon aufzunehmen und wir stellten in einem kurzen Telefongespräch fest, dass mein Eindruck richtig war. Er hatte sich netterweise vorher durch den Blog hier gekämpft und war besonders auf das Knie aufmerksam geworden. Auch eine Verringerung der Knochendichte konnte ein Symptom von RED-S sein, doch außer ihm hatte meinen Kniescheibenbruch bisher niemand als verdächtig wahrgenommen. Wir vereinbarten für den vierten April einen Termin für eine Spiro-Analyse, bei der ich hoffentlich endlich Klarheit gewinnen konnte. Doch all diese neue Gedanken ließen mich nicht los, und ich wollte bis dahin sehen, ob ich über andere Wege zu einer hilfreichen Diagnose kommen konnte.


Deshalb kontaktierte ich meinen Hausarzt, dem ich besonders meine anhaltende Erschöpfung und die kontinuierliche Gewichtszunahme seit dem Marathon nahelegte. Dieser nahm mir Blut ab und ich hoffte inständig, dass die Werte etwas zeigen würden, aus dem man Handlungen ableiten konnte. Während ich auf das Blutbild wartete, informierte ich mich online mehr über RED-S und begann meinen ersten, bis heute anhaltenden, Chat mit ChatGPT zu meinen Symptomen. Die KI kam relativ schnell von selbst darauf, dass sich meine Leiden verdächtig nach RED-S anhörten. Gemeinsam mit der KI nahm ich meine vergangenen Probleme unter die Lupe und wir erarbeiteten einen Plan, wie ich mich aus diesem Kreislauf freikämpfen konnte. Diese war relativ simpel: Mehr essen und das sportliche Pensum in Maßen halten. Auch gab er mir Empfehlungen, was ich beim Arzt überprüfen lassen sollte.

Nach zwei Wochen stand dann endlich der Folgetermin beim Arzt an, doch dieser war relativ ernüchternd. Er hatte nur ein kleines Blutbild angefertigt, auf dem keine wirklichen Auffälligkeiten zu erkennen waren. Auf meine Frage, ob wir irgendwie meinen Hormonhaushalt überprüfen können, wollte er wissen was das bringen soll, da ich Östrogen ja nicht einfach zuführen könnte, falls es dort ein Defizit gäbe. Er verwies mich zum Frauenarzt und damit auch des Raumes. Enttäuscht, verzweifelt und alleingelassen verließ ich die Praxis. Noch nie hatte ich mich so wenig ernst genommen gefühlt wie an diesem Tag. Wie sollte es jetzt also weitergehen?

Ich diskutierte weiter mit ChatGPT, der mir eine Kalorienempfehlung gab und weiter alle meine Symptome mit mir unter die Lupe nahm. Schon enttäuschend, dass es eine KI braucht, um in solchen Momenten weiterzukommen. Aber immerhin hatte ich jetzt jemanden, mit dem ich überhaupt über diese Dinge diskutieren konnte.
Basierend auf den Empfehlungen von ChatGPT, konzentrierte ich mich also in den nächsten Wochen vor allem auf meine Kalorienzufuhr und wartete mit dem Sport, bis ich mich besser fühlte. In dieser Zeit pausierte ich auch die Trainingspläne von Pawel und versuchte, wirklich nur auf mich und mein Gefühl zu hören. Und tatsächlich zeigte dieses Vorgehen bald Wirkung. Die Müdigkeit wurde weniger, bis sie schließlich verschwand und ich die ersten körperlichen Veränderungen bemerkte. Mein Gewicht stabilisierte sich zum ersten Mal seit Monaten und mir schien, als würde die Hormonproduktion langsam wieder in den Gang kommen. Zudem stellte ich meine Ernährung um und versuchte, deutlich mehr Gemüse als zuvor zu essen und häufiger selbst zu kochen. Vom ersten Erfolg getragen, traf ich eine Entscheidung, mit der ich schon seit Monaten haderte.

Der natürliche Zyklus

Ich werde die Pille absetzen! In den letzten Jahren hatte ich immer wieder von zyklusbasiertem Training gehört und festgestellt, dass dieses bei Einnahme hormoneller Verhütungsmittel nicht wirklich sinnvoll ist, da der Zyklus stark abgewandelt ist und nicht dem natürlichen entspricht. Anfangs hatte ich diesen Gedanken lange beiseitegeschoben, weil ich irgendwie Angst vor dieser großen Änderung hatte. Doch je länger ich mich über RED-S informierte, desto mehr wurde mir klar, dass ein natürlicher Zyklus mir dabei geholfen hätte, das alles schon viel früher zu erkennen. Wieso sollte ich also weiter auf diesen Indikator der weiblichen Gesundheit verzichten?

Ich befinde mich im Moment im letzten Zyklus mit künstlichen Hormonen und bin schon gespannt, welche Unterschiede ich an mir und meinem Körper bemerken werde. 😊 Im Moment bin ich mir sicher, dass diese Entscheidung ein Schritt in die richtige Richtung ist!


Das war erstmal die Übersicht über all die Themen, die mich in den letzten Monaten beschäftigt haben. Ich bin schon gespannt, wie diese Entwicklung weitergeht und welche Ergebnisse ich nächste Woche erhalte. Dazu gibt es hier dann natürlich ein weiteres Update.

Habt ihr euch schonmal mit RED-S und dem weiblichen Zyklus auseinandergesetzt? Schreibt es gerne in die Kommentare, falls ihr mehr dazu wissen oder eure Erfahrungen teilen wollt!

Unverhoffte Wendung

Ein Monat ist seit meinem letzten Post vergangen. Höchste Zeit für ein Update!

Gesundheit

Glücklicherweise hat sich die Situation mit meinem Magen deutlich entspannt, weswegen ich langsam wieder ins Training einsteigen konnte. Ich habe allerdings trotzdem viele Einheiten auf dem Rad absolviert, um keine erneuten Rückschritte zu riskieren.

Technisches Gelände

Tatsächlich ist es mir sogar gelungen, eine ungeplante Einheit im technischen Gelände zu absolvieren. Am 22.06. habe ich mir spontan eine Laufstrecke im Umkreis von 30 Minuten Fahrzeit herausgesucht und bin im schönen Wellheim gelandet. Dort wollte ich eine 15 Kilometer lange Strecke mit 570 Höhenmetern laufen. Bereits kurz nach dem Loslaufen kam ich an einem Schild vorbei, an dem ein Klettersteig und ein Felssteig ausgeschrieben waren. Komischerweise zeigte dieses Schild genau in die Richtung, in die ich auch musste…

Wenige Minuten später stand ich dann am Fuße einer Felswand, die es zu erklimmen galt. Da kam mir meine Klettererfahrung allemal zu Gute! Im weiteren Streckenverlauf gab es noch zwei weitere Felsenabschnitte, die ich beide dankbar annahm und überwand. Nach diesen Klettereinheiten war die Strecke eher flowig und hatte keine großen Überraschungen mehr für mich parat. Umso ironischer, dass mir bei einem dieser flowigen Waldtrails ein Stock zum Verhängnis wurde. Er hatte sich vorne in meinem Schuh verkeilt und so dazu geführt, dass ich mich gestreckt aus dem vollen Galopp auf die Nase gelegt habe. Mehr als ein paar Schürfwunden sind zum Glück nicht zustande gekommen.

Wieder am Auto angekommen war ich überglücklich endlich Mal wieder einen längeren Lauf mit ein paar Höhenmetern und sogar technischem Gelände absolviert zu haben! So konnte ich ein To-Do von meiner Liste abhaken!

Höhenmeter sammeln

Diese Woche habe ich dann das geschafft, was ich nicht mehr für möglich gehalten habe. Ich war endlich am Wank! Nach etlichem Hin und Her wegen der Wettervorhersage habe ich mich schließlich nach Rücksprache mit meinem Coach entschieden, früh morgens loszufahren und mein Glück zu versuchen. 2.000 Höhenmeter sollten gesammelt werden, das bedeutete ein zweifaches Besteigen des Berges.
So klingelte also am Samstag um 5 Uhr morgens der Wecker. Seltsamerweise fiel es mir diesmal nicht schwer, mich aus dem Bett zu schälen und ich habe mich voller Euphorie an die Vorbereitungen gemacht. Frühstücken, Zähne putzen, Laufsachen anziehen, Sachen packen und ab ins Auto. Um 06:15 Uhr war ich dann auf dem Weg nach Garmisch-Partenkirchen. Nach zwei Stunden Fahrt erreichte ich das Ziel und blickte breit lächelnd auf das traumhafte Alpenpanorama. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass ich mein Vorhaben noch umsetzen könnte!

Ich packte Gels und Riegel in meinen Rucksack, trug eine dicke Schicht Sonnencreme auf und machte mich auf den Weg zur ersten Besteigung. So früh am Morgen waren die Trails noch sehr verlassen und ich genoss die Ruhe und Atmosphäre, die sich mir darbot. Den ersten Aufstieg absolvierte ich beinahe ohne Pausen, weshalb ich nach einer Stunde und fünfzig Minuten auf dem Gipfel stand. Aufgrund des für 15 Uhr vorhergesagten Unwetters blieb mir allerdings keine Zeit zum Genießen. Ich füllte lediglich meine Flaschen auf und machte mich sofort wieder auf den Weg ins Tal.

Im Downhill merkte ich, dass meine Beine bereits etwas an Kraft verloren hatten und ich mich häufig an Steinen oder anderen Unebenheiten verfing. Zudem bin ich mehrmals umgeknickt, das passiert mir im Trail aber beinahe jedes Mal.
Nach einer Stunde stand ich wieder neben meinem Auto und machte erstmal eine kurze Kofferraum-Pause. Nachdem ich gegessen, Wasser, Gels und Riegel aufgefüllt und mich erneut gegen die Sonne gewappnet hatte, machte ich mich wieder auf den Weg. Diesmal kamen mir beim Anstieg etliche Leute entgegen, die ich eben noch im Downhill überholt hatte. Sie konnten sich ein Nachfragen nicht verkneifen und wollten wissen, warum ich mir das freiwillig antat oder wie oft ich heute noch nach oben laufen wollte. Da mir die zweite Besteigung deutlich schwerer fiel, hielt ich meine Antworten kurz und konzentrierte mich darauf nicht auf die Nase zu fallen. Je weiter nach oben ich kam, desto häufiger musste ich pausieren und aus dem Spaß wurde immer mehr ein Kampf. Die Hitze hatte erbarmungslos ihren Tribut gezollt, weswegen ich nach vier von den sechs Kilometern Anstieg bereits kein Wasser mehr hatte und immer wieder im Schatten pausieren musste. Meine Beine wurden immer schwerer und ich musste die Zähne ordentlich zusammenbeißen, um die letzten Höhenmeter zu bezwingen.

Nach 5 Stunden und 22 Minuten, 19 Kilometern und 2.000 Höhenmetern war ich dann endlich zum zweiten Mal am Gipfel angekommen. Da sich der Himmel bereits verdunkelte und ich meinen müden Beinen nicht mehr vertraute, entschied ich mich dann aber dafür, auf den zweiten Downhill zu verzichten und stattdessen mit der Gondel ins Tal zu fahren.
Dort dufte ich netterweise die Dusche des Campingplatzes mitbenutzen und konnte mich anschließend frisch und etwas erholt auf den zweistündigen Weg Nachhause machen.

Was bedeutet das nun für den Gletscher Trail?

Wie ihr alle mitbekommen habt, lief die Vorbereitung anders als geplant und hat mich so vor einige Herausforderungen gestellt. Nach dem gestrigen Lauf war ich mir dennoch nicht sicher, ob ich mich an die Marathondistanz heranwagen soll. Der Trailmarathon hat eine Cut Off Zeit von 10 Stunden und 30 Minuten bei einer Distanz von 42 Kilometern und 2.800 Höhenmetern. Ich habe zwar bei dem Lauf zwei Drittel der Höhenmeter geschafft, allerdings hatte ich nur die Hälfte der Kilometer absolviert und war nach der Einheit ziemlich erschöpft. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit hätte ich aber immer noch 4 Stunden Zeit um die restlichen 800 Höhenmeter und 23 Kilometer hinter mich zu bringen.

Momentan gehe ich davon aus, dass ich den Rest der Strecke in der Zeit schaffen sollte und werde mich deshalb am 20.07. wie geplant an die Startlinie der Marathondistanz stellen. Mir ist klar, dass es nicht einfach wird aber ich freue mich auf die Herausforderung!

Wie hättet ihr euch an meiner Stelle entschieden? Wollt ihr noch irgendwas wissen?

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag!